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Einige Menschen werden Darts noch immer als eine Art besseres Kneipenspiel abtun. Doch der Sport hat sich seit seinen Anfängen weit entwickelt und konnte in den letzten Jahrzehnten sogar zu einem globalen Event aufsteigen. Hilfreich waren dabei vor allem einige hochklassige Spieler wie Phil Taylor, Eric Bristow und Michael van Gerwen, die den Sport dominierten und für viele dramatische sowie unvergessene Momente am Oche (die Wurflinie) sorgten.
Die Anfänge
Es gibt viele Theorien hinsichtlich der Wurzeln des Sports, doch grundsätzlich wird seine Entstehung mit dem Bogenschießen in Verbindung gebracht. Im heutigen Sprachgebrauch nennen viele den Sport noch immer „die Pfeile“. Die runde Zielscheibe mit vielen Möglichkeiten zur Erzielung von Punkten lässt darauf schließen, dass die beiden Aktivitäten untrennbar miteinander verbunden sind. Es wird angenommen, dass Tudorkönig Heinrich VIII ein leidenschaftlicher Bogenschütze war und von Anne Boleyn ein Set Biskaya-Darts erhielt; dennoch war das Spiel in seiner jetzigen Form bis zu den 1900ern nicht besonders beliebt.
Im frühen 20. Jahrhundert waren Spiele auf Kneipen oder Spiele hinter verschlossenen Türen beschränkt, sodass sie lediglich von einigen wenigen Zuschauern neben den üblichen Ale-trinkenden Stammgästen verfolgt wurden.
Das erste offizielle Event war die „News of the World Competition”, die Ende 1927 in London stattfand und etwa 1.000 Teilnehmer anlockte. Es dauerte nicht lang, ehe sich der Sport ausbreitete und ähnliche Wettbewerbe in Yorkshire, Lancashire und Wales ausgetragen wurden. Der Zweite Weltkrieg sorgte schließlich dafür, dass der Sport Ende der 1930-er Jahre kurzzeitig auf Eis gelegt werden musste.
Bei seiner Wiederaufnahme im Jahre 1947 wurde das Turnier auf Landesebene ausgetragen und blieb auch in den folgenden 40 Jahren der wichtigste Darts-Wettbewerb Großbritanniens. Bis 1990 lief er kontinuierlich weiter, ehe Phil Taylor die Trophäe zum letzten Mal im Aston Villa Leisure Center in die Höhe streckte.
Die 1970-er
Darts blieb aber weiterhin ein Nischensport und lief auch in den 1950er Jahren weiterhin unter dem Radar. Obwohl Darts im folgenden Jahrzehnt etwas an Schwung aufnahm, waren es erst die 1970er, die ihn wirklich ins Rampenlicht katapultierten.
ITV übertrug 1972 erstmals die News of the World Championships, die im Alexandra Palace stattfanden.
Die British Darts Organisation (BDO) wurde 1973 gegründet und schon bald darauf zog der Sport die Öffentlichkeit in seinen Bann. Die TV-Zuschauer fühlten sich in Scharen vom Sport angezogen, was ebenfalls darin resultierte, dass immer mehr Menschen mit der aktiven Ausübung des Sports in ihren jeweiligen Gasthäusern begannen.
Die BDO arbeitete über das Jahrzehnt unermüdlich daran, Sponsoren und TV-Sender anzulocken, was 1979 in einem ersten großen Durchbruch für den Sport resultierte. Acht Millionen Zuschauer sahen John Lowe bei seinem Embassy World Professional Darts Championship Triumph zu, der von der BBC übertragen wurde. Der 5:0 Sieg Lowes half ihm dabei, einer der größten Namen des Sports zu werden, ehe sich schon bald Persönlichkeiten wie Jocky Wilson, Alan Evans und der bereits erwähnte Eric Bristow dazugesellten.
Die Indoor League von Yorkshire Television war ein weiterer Schlüssel dazu, den Sport attraktiver zu machen und lockte Millionen an Zuschauern aus dem Norden an, die sich die Action aus dem Leeds Irish Center ansehen wollten. Sid Waddell soll die Show kreiert haben, die bis 1979 lief. Er wurde schließlich zu einer der beliebtesten Stimmen des Sports und etablierte sich als Kommentator der Weltmeisterschaft.
Darts Liveübertragung in den 80ern
Während man in den 1970ern ein exponentielles Beliebtheitswachstum feststellen konnte, war es das folgende Jahrzehnt, das zum „Goldenen Zeitalter“ des Live-Darts wurde. Regelmäßige Rufe von „180“ konnten neben Sid Waddells begeisterten Kommentaren und eindringlichen Schilderungen aus TV-Geräten im ganzen Land vernommen werden. Die Zuschauer waren vom Sport fasziniert und ließen sich von den Top-Spielern anstecken, die zwischen den Würfen ihr Bier genossen.
Eric Bristow und Jocky Wilson besaßen eindeutig definierte Persönlichkeiten und passende Spitznamen, welche sie noch näher an ihre Fans heranbrachten. Der sogenannte Crafty Cockney gewann zwischen 1984 und 1986 drei Weltmeisterschaftstitel in Folge und genoss sein etwas zwielichtiges Kleinkriminellen-Image. Er war einer der ersten großen Namen im Dartssport und fungierte zugleich als Mentor für kommende Stars wie Phil Taylor.
Die BDO Weltmeisterschaft
Die BDO Weltmeisterschaft begann 1978, als das Event erstmals in einem Nachtclub in Nottingham ausgetragen wurde. Für kurze Zeit wanderte der Wettbewerb nach Stoke, ehe er im Frimley Green in Surrey eine neue Heimat fand.
Es war vor allem die Unberechenbarkeit des Turniers, die jedes Jahr ein großes Publikum anzog. Keith Dellers Sieg 1983 gegen Eric Bristow wird noch immer als eine der größten Außenseitersensationen der Sportwelt angesehen. Paul Lim war ebenfalls einer der populärsten Spieler und ein Stammgast bei der Weltmeisterschaft. Der singapurisch-amerikanische Spieler erzielte 1990 den ersten perfekten 9-Darter der Turniergeschichte und gewann damit ein zusätzliches Preisgeld in Höhe von 50.000 £.
Die Abspaltung
Nach ihrem anfänglichen Erfolg hatte die BDO Ende der 80er Jahre Probleme damit, ihre zuvor entwickelte Dynamik aufrecht zu erhalten. Viele der Spieler waren unzufrieden mit der mangelnden Berichterstattung im TV. Darts ging durch eine wenig ertragreiche Zeit und musste einen Weg aus dieser Krise finden.
Die Angelegenheit spitzte sich 1989 zu, als die besten 16 Spier der BDO den Rücken kehrten, um die WDC [World Darts Council] zu gründen, die später in die heute bekannte PDC [Professional Darts Corporation] umbenannt wurde. 1993 ging Sky Sports, damals noch recht neu auf dem Markt, mit dem Erwerb der Rechte für WDC Events ein Risiko ein und unterschrieb einen Vertrag für das World Matchplay und die Weltmeisterschaft.
Sky Sports lockte dank seiner Premier League Übertragungen eine große Zuschauerzahl an, weshalb es sich dabei um einen vernünftigen Schritt der Senderleitung handelte. 24 Spieler nahmen an der ersten WDC Weltmeisterschaft teil. Unterdessen setzte die BBC seine Übertragungen der BDO-Version fort, wobei Bobby George eine Wiederauferstehung des Dachverbandes anführte. Darts-Fans hatten damals wahrlich die Qual der Wahl.
Die Weltbühne
Trotz seiner bescheidenen Anfänge als Kneipenspiel wuchs die Beliebtheit von Darts dank seiner unzähligen berühmten Namen und Persönlichkeiten immer weiter. In den 90ern und 2000er Jahren gab es mehr TV-Übertragungen als jemals zuvor und die Anzahl der Turniere stieg weiter an, als der Grand Slam of Darts und die UK Open sich auf die immer länger werdende Liste setzten.
Phil Taylor dominierte den Sport für viele Jahre und wurde zu einem bekannten Namen. Selbst wenn ihm die gleiche Sympathie nicht überall auf der Tour entgegenschlug, standen die Wurffähigkeiten des Mannes aus Stoke nie infrage, sodass er Fans rund um die Welt begeistern konnte. Mit der Ausweitung der TV-Rechte waren schon bald Spieler aus Australien, Belgien, den Niederlanden und Österreich ein Teil des wachsenden Feldes. Die Einführung der World Series of Darts und später der US Open erschlossen auch den US-amerikanischen Markt.
Die Premier League of Darts ist eine der neuesten Ergänzungen auf dem Kalender und ist zugleich eines der beliebtesten Sportevents auf Sky. Das wöchentlich zwischen Februar und Mai jeden Donnerstag stattfindende Turnier wurde erst kürzlich nach Rotterdam und Berlin ausgeweitet und man berät derzeit über Pläne, noch weiter von der britischen Insel entfernt zu spielen.
Die 2010er Jahre
Michael van Gerwen ist der aktuellste Spieler, der als Dominator des Spiels auftritt. Seine Erfolge sind angesichts der mittlerweile benötigten Reisezeit bemerkenswert. Der Niederländer nahm sich 2017 nach der Geburt seiner Tochter einen Monat frei und betonte dabei, dass es unhaltbar gewesen wäre, mit einer Neugeborenen daheim weiter auf der Tour zu spielen.
Bunte Charaktere wie Peter Wright und Gary Anderson nehmen nach wie regelmäßig an den PDC-Turnieren teil, während Spieler wie Glen Durrant weiterhin in BDO-Events antreten. Die Fans können Streams und Fotos der Turniere online anschauen und sich über die sozialen Medien täglich über ihre Lieblingsspieler auf dem Laufenden halten. Während die Mainstream-TV-Berichterstattung von Darts nach wie vor unregelmäßig stattfindet, ziehen Events wie die Premier League of Darts weiterhin ein großes Publikum an. Auch der Besuch einer solchen Veranstaltung ist stets ein Erlebnis, wie die oftmals mit über 10.000 Zuschauern gefüllten Arenen unterstreichen.
Der Besuch einer dieser Veranstaltungen ist ein jährliches Event für Darts-Fans und die Weltmeisterschaft zieht ebenfalls eine Vielzahl festlicher Nachtschwärmer an. Darts hat sich vom Nachmittagsprogramm am Wochenende zu einem lärmenden und unterhaltsamen Primetime-Programm entwickelt. Es gibt mehr Möglichkeiten als je zuvor, deine Lieblingsspieler live zu sehen und der Sport bringt weiterhin viele Charaktere hervor, die wegen ihrer Mätzchen auf der Bühne an Beliebtheit zulegen.
Darts legte in der vergangenen 40 Jahren einen weiten Weg zurück, doch der Sport hat die Zeit überdauert und wurde dabei mit einer ständig wachsenden Anzahl an Partien zu einem globalen Ereignis. Mit seinem recht unkomplizierten Regelwerk war der Dartsport schon immer stolz darauf, zugänglich für die Massen zu sein und geht dabei weiterhin seinen starken und beeindruckenden Weg.