Die Motorsportsaison ist in vollem Gange und 888sport wirft einen Blick auf die Boxenstopps – die herausragenden, die furchtbaren und die absolut bizarren.

F1: Williams' „Sieg“ ohne Podestplatzierung (2016)

Ob man die Blanchimont-Kurve bei Spa zerreißt oder an der ikonischen Haupttribüne der Daytona 500 vorbeischießt, ein Fahrer ist nichts ohne seine treue Boxencrew. Offensichtlich verringern sich die Chancen auf einen Erfolg kaum, wenn diese Loyalität mit rasanter Geschwindigkeit und Effizienz kombiniert wird.

Apropos Erfolgschancen, das Team von Mercedes scheint, den Online Wetten zufolge, ihre Dominanz in der Formel 1 in ein neues Jahrzehnt zu befördern. Während der Rest der rasenden Meute verzweifelt auf Anerkennung hofft, wird alles, was so harmlos wie ein guter Boxenstopp ist, als Erfolgserlebnis angesehen und stärkt zudem den erschlaffenden Glauben, dass jedes Team effektiv im Wettkampf antreten kann.

In der F1-Saison 2016 trug Baku den Großen Preis von Europa zum ersten Mal aus. Keines der Teams war mit der brandneuen Strecke vertraut, was, wie sich herausstellte, für einen hervorragenden Ausgleich sorgte, der dem Team Williams mehr als gelegen kam.

Obwohl sie weiterhin im Schatten ihrer früheren Leistung unter den „Big Two“ Ferrari und Mercedes standen, verzeichnete Williams eine anständige Saison mit 13 von 14 möglichen Zieleinläufen. Von diesen 13 brachten 12 Zieleinläufe Punkte ein. Eine Podestplatzierung war auch dabei, nämlich beim Großen Preis von Kanada, der dem Debüt in Baku vorausging.

Felipe Massa qualifizierte sich als Fünfter, und obwohl er den Tag als Zehnter beenden sollte, legte seine Crew einen rekordbrechenden Boxenstopp von gerade einmal 1,92 Sekunden hin. Seit dem Abend des Großen Preises von Kanada 2019 gilt dies als neuer F1-Rekord, doch mit den technischen Fähigkeiten und dem taktischen Genie, die sich zusammen immer weiterentwickeln, liegt das neue Ziel der Hersteller für einen Radwechsel bei 1,7 Sekunden.

Da Williams zuvor nur notorisch langsame Radwechsel vorweisen konnte, wurden Maßnahmen zur Effizienzsteigerung vor der Saison ergriffen – und diese scheinen sich gelohnt zu haben. Dennoch haben Boxenstopps, die für die richtigen Gründe in die Geschichte eingehen, nur ein geringes Publikum – immerhin dauern die besten Boxenstopps gerade einmal wenige Sekunden. Für die meisten neutralen Fans sind es daher vielmehr die bizarren und gefährlichen Boxenstopps, die für Begeisterung sorgen.

Unangenehmes Missgeschick in Ungarn (2010)

Im Jahr 2016 erfüllte sich für Nico Rosberg ein lebenslanger Traum, als er seinen Langzeit-Rivalen und Dauerfavorit bei den Sportwetten, Lewis Hamilton, besiegte und die Weltmeisterschaft für sich entschied. Allerdings war es ein steiniger Weg an die Spitze, und selbst als er in der Saison 2010 den Großmeister Michael Schumacher seinen Partner nennen durfte, half ihm dies nicht, für sämtliche falsche Gründe in das Licht der Medien zu geraten.

Insgesamt war es nicht nur Rosberg, der leiden musste, denn Mercedes hatte einen schlechten Tag, der in den späteren 2010ern unvorstellbar sein würde.

Der frühe Unfall von Vitantonio Liuzzi brachte eine Folge von Radwechseln ein. Rosberg war unter denjenigen, die diese Entscheidung trafen. Einhergehend mit generell chaotisch wirkenden Verfahrensweisen hinter den Kulissen wurde sein rechter hinterer Reifen inkorrekt angebracht. Er wurde locker, löste sich vom Wagen und verfrachtete einen Mechaniker ins Krankenhaus.

Hinzu kam der surreale Anblick des Renault-Fahrers Robert Kubica, der aus der Box rauskam und mit Adrian Sutil zusammenfuhr, was für ein doppeltes Ausscheiden der Force India sorgte.

Der vermasselte Reifenwechsel führte bei Rosberg zur ersten von zwei Ausscheidungen in der Saison 2010. Bezeichnenderweise schaffte es Rosberg vor seiner Pleite am Hungaroring dreimal auf das Podium, die nächste Podiumsplatzierung sollte jedoch bis zu seinem Triumph beim Großen Preis von China im Jahr 2012 auf sich warten lassen.

Keine Konzentration in Kanada (2008)

Aktuell gilt niemand als besserer Fahrer als Lewis Hamilton, der bereits nach der Hälfte der Saison 2018 schon de facto für den Gewinner gehalten wurde. Allerdings gestaltete sich sein Weg zur Überlegenheit– wohlgemerkt unterstützt durch erstklassige Maschinen – nicht ganz ohne den ein oder anderen Stolperstein.

2008 gewann Hamilton seinen ersten WM-Titel in seinem zweiten Jahr als Spitzenfahrer. Allerdings schaffte er dies mit nur einem Punkt Vorsprung, nachdem er nur als Fünfter im Finale in Interlagos durchs Ziel fuhr, was Freunde von Wetten gleich nach dem Wettrechner greifen lies, um ihre Gewinne zu kalkulieren. Mit vier weiteren Titeln auf dem Buckel wird Hamilton nach wie vor dafür dankbar sein, dass der Große Preis von Kanada 2008 nicht deutlich mehr Konsequenzen nach sich zog.

Die Farce begann als Kimi Räikkönen und Robert Kubica am Ende der Boxengasse vor einem verschlossenen Ausgang anhalten mussten. Hamilton, der sich 2008 ab und zu noch wie ein Anfänger benahm, bemerkte das rote Licht nicht rechtzeitig, um eine Kollision in der Box zu vermeiden. Der Zusammenstoß war nicht so dramatisch und gefährlich, wie er hätte sein können, allerdings dennoch schlimm genug, um ein doppeltes Ausscheiden zu bewirken – sowie eine Strafe von zehn Plätzen bei der Startaufstellung in der nächsten Runde für Hamilton.

Jedenfalls wirkt es so, als sei niemand vor dem gelegentlichen Fauxpas sicher - und nicht nur in der F1 kann der Boxenstopp den Verlauf des Rennens verändern.

Zweierlei Zwischenfall zwingt zu neuen Regeln (1991)

Abseits der F1-Rennen war 1991 ein wichtiges Jahr für die Kunst des Boxenstopps beim Stock-Car Racing. Das Atlanta Journal 500 im Jahr 1990 hatte den Tod des Reifenwechslers Mike Rich zu Folge, nachdem der Wagen von Ricky Rudd während eines Boxenstopps die Kontrolle verlor. Im Anschluss wurden diverse neue Regeln aufgestellt, wie etwa die Einführung bestimmter Zeiten, zu denen ein Boxenstopp unter normalen (grüne Flagge) Rennbedingungen stattfinden darf.

Dennoch bestand beim 1991 Toyota Grand Prix of Long Beach weiterhin der Raum für absoluten Wahnsinn. Michael Andrettis Routineboxenstopp war bereits abgeschlossen, als er Emerson Fittipaldi überholte, der wiederum nicht bemerkte, dass Andretti ihm näherkam. Die Reifen beider Wagen kamen in Kontakt, woraufhin Andretti für einen Wimpernschlag den Bodenkontakt verlor. Andretti war gezwungen, einen erneuten Boxenstopp einzulegen und eventuelle Schäden zu evaluieren, doch er kam ungeschoren davon – es folgten allerdings Geschwindigkeitsbegrenzungen nach diesem Vorkommnis.

Papis brettert mit Tempo zum Boxenstopp (1996)

Unter den vielen jährlichen Motorsportevents, die in Wettkreisen besonders beliebt sind, ist es das 24-Stunden-Event von Daytona, das die leicht Verwirrten von den absoluten Verrückten trennt. Es ist bekannt, dass – auch unabhängig von Rosbergs vermasseltem Reifenwechsel 2010 – die meisten Langstreckenrennfahrer die ein oder andere Schraube locker haben. Vor der Evolution der Regelwerke traf dies auf keinen mehr zu als auf „Mad“ Max Papis.

Der italienische Raser war darauf aus zu gewinnen, komme was wolle. Er würde sogar wortwörtlich ums Verrecken nicht aufgeben – und das in einem Sport, der eine lange Liste an Opfern mit sich bringt. Dies erwies sich als Realität, als 1996 Scott Brayton beim Indy 500 einen tragischen Tod erlitt, während Papis gnadenlos um den Sieg des Daytona-Rennens in dem Jahr rang.

Zu seinem letzten Boxenstopp raste Papis mit etwa 320 km/h in die Gasse. Trotz seiner verzweifelten Lage behielt er die Kontrolle über den Wagen, ansonsten wäre eine undenkbare Tragödie ähnlich den Geschehnissen beim 1990 Atlanta Journal 500 die Folge gewesen. Es war alles umsonst, denn Papis wurde Zweiter, doch niemand hatte jemals einen Piloten mit solch einer aggressiven Geschwindigkeit in die Box fahren sehen.

Die Folge waren Geschwindigkeitsbegrenzungen in der Boxengasse, die für das Event eingeführt wurden, um Crewmitglieder vor einem potenziellen Blutbad zu schützen, ausgelöst durch den verzweifelten und rücksichtslosen Willen zu gewinnen.

Hier im 888sport-Blog gibt es die besten Tipps unserer Wettexperten. Wer ist gut drauf? Wer kriegt die Kurve? Und wer macht den Abflug? Wir haben die Fakten. Und gerne auch mal eine klare Meinung über die verrückte Welt des Sports.