Rasante Duelle
Dieses Duell steht vor allem für Kampf, Tore, Unterhaltung und Spannung. Man erinnere sich an das 5:4 für den FC Bayern am 33. Spieltag der vergangenen Saison oder an das Elfmeterschießen in der 2. Runde des DFB-Pokals – hier haben es zwei Mannschaften miteinander zu tun, die in den nächsten Jahren auf Augenhöhe agieren werden!
Dass auch die Akteure auf dem Feld den Partien eine besondere Bedeutung beimessen, zeigt eine Statistik von Opta zum diesjährigen Pokalspiel. 13 der 14 dort eingesetzten Feldspielers des Rekordmeisters begingen ein Foul – ein wahrer Kampf!
Leipzigs junger und talentierter Kader
Auch wenn Leipzig erst sein zweites Jahr in der Bundesliga spielt, ist der Kader dank der finanziellen Mittel bereits mit zahlreichen Top-Spielern bestückt. Mit Timo Werner spielt einer der besten deutschen Stürmer in Kader der Sachsen, mit dem 23-Jährigen Keïta ein junger Mittelfeldspieler, der in der nächsten Saison für 70 (!) Millionen Euro zum FC Liverpool wechseln wird. Klar, Bayerns Kader ist mit mehr Weltstars bestückt, doch Leipzig verfolgt eine andere Philosophie. Auch sie legen Geld auf den Tisch (z.B. Keïta kam für 37 Millionen Euro aus Salzburg, Kampl für 20 Millionen Euro aus Leverkusen oder Augustin für 16 Millionen Euro aus Paris), doch wollen die Sachsen vor allem junge Spieler verpflichten. Das Durchschnittsalter des Kaders liegt bei 24,4 Jahren. Bei Bayern liegt das Durschnittsalter bei 26,5 Jahren. Zwei Jahre Erfahrung können einen enormen Unterschied in der Welt des Fußballs machen! Doch trotz des vergleichsweise jungen Kaders spielen auch hier schon zwölf Nationalspieler (bei Bayern sind es 15). Das zeigt, dass wirklich nur Talente mit enorm hoher Qualität verpflichtet werden - die acht Jugendnationalspieler der Bullen belegen das zusätzlich.
Auch Bayern bediente sich schon beim Talentschuppen der Leipziger. Mit Josua Kimmich kam 2015 ein vielversprechender Abwehrspieler, der bei Leipzig auf sich aufmerksam machte. Inzwischen ist er Stammspieler in München und gilt sowohl in der Nationalmannschaft als auch bei Bayern als Nachfolger von Philipp Lahm.
Bald gleiche Ansprüche?
Beide Vereine bieten neugebaute hochmoderne Trainingszentren und sind somit auch für Nachwuchsspieler ideal; wobei es bei Leipizig allein auf Grund der Vereinsausrichtung "einfacher" sein dürfte eine Chance in der ersten Mannschaft zu bekommen. Gerade was den Anspruch in Sachen Titel auf nationaler und internationaler Ebene angeht, unterscheiden sich beide Teams noch deutlich. Bei Bayern geht es jedes Jahr um den Champions League-Gewinn, den Bundesliga-Titel, etc. – bei Leipzig läuft es in der zweiten Saison im Oberhaus und der ersten im internationalen Geschäft noch ganz nach dem Motto: "Alles kann, nichts muss". Diese Ausrichtung wird sich aber schon ab nächster Saison ändern, denn Leipzig hat das mittelfristige Ziel in Europas Spitze vorzudringen. Dass es schon in der zweiten Saison möglich sein könnte, damit hatten wahrscheinlich nicht mal die Fans des Aufsteigers gerechnet.
Die Erfolgstrainer beider Teams
Dies ist auch ein Verdienst von Trainer Ralf Hasenhüttl. Der Österreicher kam zur Saison 2016/2017 aus Ingolstadt und konnte die Leipziger gleich im ersten Jahr seiner Amtszeit auf den zweiten Platz führen. Durch das frühe Pressing und den temporeichem Offensivfußball in seinem bevorzugtem 4-4-2 System mit Doppel-6 stellt er viele Gegner vor Probleme. Auf der Gegenseite steht mit Jupp Heynckes ein weitaus erfahrenerer Trainer, der zuletzt 2012/13 das Triple mit den Bayern holen konnte und erst vor kurzem für Trainer Carlo Ancelotti, voraussichtlich bis Saisonende, einsprang. Er bevorzugt mehr ein 4-2-3-1 System und gilt als sehr kommunikativ. Er redet viel mit seinen Spielern - egal ob dritter Ersatztorwart oder Stammspieler.
Schaut man sich die Voraussetzungen beider Teams an, kann man daraus schließen, dass die Bundesliga einen neuen Klassiker dazugewonnen hat bzw. in Zukunft dazugewinnen wird. Ob er den früheren Status des Duells Bayern vs. BVB erreicht, hängt aber auch von Transfergeschichten (Stichwort Götze, etc.) und anderen Ereignissen außerhalb des Platzes ab – auf dem Platz ist es schon jetzt ein Top-Duell, welches sich den Namen Klassiker durchaus bald verdienen kann.
