Paris Saint-Germain hat am Mittwochabend das Unfassbare geschafft: Nach einer verdienten, aber doch knappen 1:0 Führung von Atalanta gelang PSG in der Nachspielzeit doch noch der Ausgleichstreffer.

Doch es kam noch schlimmer für die Italiener: Denn nach drei weiteren Minuten erzielte der Ex-Bundesligaspieler Eric Maxim Choupo-Moting, der erst zehn Minuten vorher eingewechselt wurde, tatsächlich noch das Tor des Abends und führte die Pariser so ins Halbfinale der UEFA Champions League. Wir zeigen Euch daher die besten Aufholjagden in Finalspielen der Königsklasse.

Finale 1999: Manchester United – FC Bayern München (2:1)

Außer dem Gewinn der Meisterschaft gab es für die Bayern in der Saison 1998/99 ungewöhnlich wenig zu feiern. Neben der Niederlage im DFB-Pokalfinale gegen den SV Werder Bremen, fand 1999 einer der wohl bittersten Abende für den FC Bayern statt, als er das Champions League Finale gegen Manchester United in der Nachspielzeit verloren hat.

Dabei hatten die Münchner zunächst einen Traumstart hingelegt, bereits nach sechs Minuten gingen die Bayern durch einen direkten Freistoß von Mario Basler in Führung. Und auch im weiteren Spielverlauf waren die Deutschen das auffälligere Team, das jedoch einige hochkarätige Chancen hat liegen lassen.

Dennoch schienen die Roten nach 90 Minuten wie der sichere Sieger und der Henkelpott war zum Greifen nah. Doch dann folgte die Nachspielzeit und das 102 Sekunden dauernde „Wunder von Barcelona“ nahm seinen Lauf…

In der Nachspielzeit pfiff der Schiedsrichter der Partie zu einer Ecke für United. David Beckham tritt die Kugel in den dicht besetzten Strafraum der Münchner, die es nicht schaffen den Ball richtig zu klären, Ryan Giggs kommt zum Schuss und Teddy Sheringham verlängert den Ball in Richtung Tor. Es steht 1:1in der 91. Minute!

Das Wunder von Barcelona 1999.

Doch die Partie war noch nicht zu Ende… Nach dem Anstoß verlieren die Bayern erneut den Ball, Manchester dringt in die gegnerische Hälfte vor und erkämpft sich eine weitere Ecke, die Geschichte schreiben sollte.

Erneut bringt Beckham den Ball in den Strafraum, wo er Teddy Sheringham findet, der ihn per Kopf zu Ole Gunnar Solskjaer weiterleitet. Der Norweger hält in letzter Sekunde seinen Fuß hoch und lenkt den Ball so unhaltbar für Oliver Kahn ab. United hatte die Partie in 102 Sekunden gedreht und Bayern war am Boden zerstört.

Während die Münchner sich also „nur“ mit der deutschen Meisterschaft zufrieden geben mussten, krönten die Red Devils mit dem Sieg der Champions League eine überragende Saison, in der sie zusätzlich die Premier League und den FA Cup gewonnen haben.

Finale 2005: AC Mailand – Liverpool FC (5:6 n.E.)

Obwohl die wichtigen Treffer nicht erst am Ende der regulären Spielzeit fielen, sondern bereits ab der 54. Minute, markiert das Champions League Finale von 2005 zwischen dem AC Mailand und dem Liverpool FC eines der spektakulärsten – wenn nicht sogar das spektakulärste – Champions League Finale der Geschichte.

Denn lange Zeit deutete alles auf den Triumph der Mailänder hin. Die Italiener gingen bereits in der ersten Spielminute durch einen Treffer von Paolo Maldini, der einen Freistoß von Andrea Pirlo im Tor versenkte, in Führung. Bevor der Halbzeitpfiff ertönte, hatte Hernán Crespo mit einem Doppelpack auf 3:0 erhöht.

Doch die aus Liverpool angereisten Fans gaben die Hoffnung nicht auf und ließen die Fußballhymne „You’ll never walk alone“ durchs Istanbuler Atatürk-Stadion hallen. Und damit sollten sie den Weg für ein weiteres Fußball-Wunder bereiten.

Nach der Halbzeitpause läutete Liverpool eine unfassbare Aufholjagd ein. In der 54. Minute köpft Steven Gerrard zum ersten Treffer für die Reds ein, nur zwei Minuten später kommt Vladimir Smicer zum Distanzschuss und erzielt den wichtigen Anschlusstreffer.

Doch das war es noch lange nicht: Nur sechs Minuten nach dem ersten Tor der Reds bekommt Xabi Alonso einen Elfmeter – und scheitert an Dida, dem Torwart der Mailänder! Doch den Nachschuss lässt sich Alonso nicht nehmen, er schnappt sich den Abpraller und erzielt den Ausgleich. In nur 360 Sekunden hatte Liverpool einen 3:0-Rückstand aufgeholt!

Das Wunder von Istanbul 2005.

Doch so ein Comeback zehrt natürlich an den Kräften, im weiteren Spielverlauf war Mailand wieder tonangebend und vergab mehrere Großchancen. Liverpool rettete sich in die Verlängerung und dann ins Elfmeterschießen – und das obwohl Shevchenko in der 118. Minute den Siegtreffer auf dem Fuß hatte und nur in höchster Not vom Schlussmann der Reds gestoppt werden konnte.

Doch es sollte nicht die letzte Heldentat von Keeper Jerzy Dudek sein. Im Elfmeterschießen hat er seine Gegenspieler derart aus der Fassung gebracht, dass der erste Schütze verschossen hat und Dudek zwei weitere Schüsse hielt.

Damit hatte der Pole die beste Ausgangslage für seine Mitspieler geschaffen, von denen alle bis auf John Arne Riise trafen und letztendlich mit 5:6 das Elfmeterschießen gewannen. In dieser Nacht wurden Helden geboren und unter ihnen war auch der Deutsche Dietmar Hamann.

Finale 2012: FC Bayern München – FC Chelsea (4:5 n.E.)

Die letzte denkwürdige Aufholjagd in einem Champions League Finale ist zwar vom Spielstand her wenig spektakulär, vom Spielverlauf hingegen umso mehr. Es geht um das Endspiel 2012 zwischen dem FC Bayern München und dem FC Chelsea. Wie auch in den anderen Partien waren die Engländer am Ende siegreich.

Die Champions League Saison 2011/12 hätte für die Bayern bis zum Finale kaum besser laufen können. Mit einem Torverhältnis von 28:13 standen sie im Endspiel der Königsklasse, das in dieser Saison ausgerechnet in München ausgetragen wurde und so als „Finale Dahoam“ in die Geschichtsbücher einging.

Dort trafen sie auf den FC Chelsea und den späteren Schalke Coach Roberto di Matteo. Lange Zeit haben die Bayern vor heimischem Publikum die Partie beherrscht. Chelsea setzte, wie auch schon im Halbfinale gegen Barcelona, auf eine sehr tief und kompakt stehende Defensive und lauerten vergebens auf Konter.

Daher waren die Bayern fast 90 Minuten lang das aktivere, gefährlichere und spielbeherrschende Team. Das einzige, was man den Münchnern vorwerfen konnte, war die miserable Chancenverwertung – und genau die sollte sich am Ende rächen.

Obwohl die Bayern auch nach der Halbzeitpause am Drücker waren, wollte der Treffer einfach nicht fallen. Doch sie ließen nicht locker. Die Münchner kombinierten sich weiter nach vorne und suchten den Abschluss. In der 83. Minute war es auch schließlich soweit, Thomas Müller konnte Petr Čech überwinden und erzielte den 1:0-Führungstreffer.

Doch der temporeiche Auftritt der Bayern in den ersten 80 Minuten hatte seinen Preis. Nach einer Unachtsamkeit bekamen die Blues eine Ecke und Didier Drogba köpfte zwei Minuten vor Ende der regulären Spielzeit zum 1:1-Ausgleichstreffer. Es ging  in die Verlängerung! 

Aber auch in der Verlängerung wirkten die Münchner aktiver als Chelsea und kamen zu mehreren Chancen. In der 94. Minute hatten sie sogar nach einem Foul an Franck Ribéry per Strafstoß die Chance zum erneuten Führungstreffer, doch Čech parierte den Schuss von Arjen Robben sicher.

Das Finale Dahoam 2012.

Die nächste schlechte Nachricht war, dass Ribéry ausgewechselt werden musste und für ihn Olić ins Spiel kam. In der Verlängerung folgten keine weiteren Treffer und so ging es ins Elfmeterschießen.

Dort brachte Philipp Lahm die Gastgeber in Führung, Juan Matas Schuss wurde von Manuel Neuer abgewehrt – wieder einmal waren die Bayern im Vorteil und wieder einmal konnten sie ihn nicht nutzen.

Nachdem auf beiden Seiten die nächsten zwei Elfmeter verwandelt wurden, war der zuvor eingewechselte Ivica Olić an der Reihe – und scheiterte an Petr Čhech. Ashley Cole, der nächste Chelsea Schütze, traf und es stand 4:4.

Und dann folgte Bastian Schweinsteigers Schuss, der ihn zu einem tragischen Held werden ließ. Im Halbfinale gegen Real Madrid verwandelte „Schweini“ noch den entscheidenden Strafstoß im Elfmeterschießen und führte seine Mannschaft so ins Finale.

Doch in selbigem blieb ihm der Treffer verwehrt. Schweinsteiger traf nur den Pfosten und gab Chelsea damit die Chance auf den Sieg mit dem nächsten Treffer. Und die ließen sich die Blues nicht nehmen.

Didier Drogba verwandelte den letzten Elfmeter des Abends und krönte den FC Chelsea zum Sieger der Königsklasse, während die Bayern am Boden zerstört im eigenen Stadion die Welt nicht mehr begriffen.

* Die Rechte am Bild liegen bei Matt Dunham / AP Photos *

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